Das Frühlingskonzert der Bläserphilharmonie Forchheim ist stets ein Höhepunkt im Musikkalender der Stadt – und so beliebt, dass es den großen Saal der Konzerthalle in Bamberg mühelos füllt. So beschreibt Forchheims Kulturbürgermeisterin Dr. Annette Prechtel ihre Eindrücke vom vergangenen Ostersonntag in einem Social-Media-Beitrag. Und in der Tat war seit der Premiere im Jahr 2014 kaum eine Ausgabe der Konzertreihe so reich an Besonderheiten wie diese!
Bereits die Gästeliste war beeindruckend: Neben der Kulturbürgermeisterin, dem Ehrendirigenten Willi Saffer und dem Ehrenvorsitzenden Josef Knauer sowie zahlreichen Stadt- und Kreisräten beeindruckte vor allem die Reihe der Geistlichkeit. Buckenhofens Pfarrer Mariadas Kalluri brachte den neuen Forchheimer Stadtpfarrer, Domkapitular Thomas Teuchgräber, mit, und der ehemalige Stadtpfarrer sowie Neu-Bamberger Domkapitular Martin Emge verbrachte den Konzertabend Seite an Seite mit dem Erzbischof des Bistums Bamberg, seiner Exzellenz Herwig Gössl.
Besonders die siebzig Musiker:innen der Bläserphilharmonie Forchheim (BPF), unter Leitung ihres ausgezeichneten Dirigenten Mathias Wehr, hatten noch einige musikalische Überraschungen hinter der Bühnentür versteckt. Zum Auftakt holten sie die Raumsonde „Hayabusa“ zurück auf die Erde – nach einer siebenjährigen Reise von sechs Milliarden Kilometern, bepackt mit Bodenproben des Meteoriten Hayabusa. Welch virtuos klingendes Getöse, das sich der junge japanische Komponist Satoshi Yagisawa zur Erinnerung an diese erfolgreiche Mission im Jahr 2011 ausgedacht hatte!
Nicht umsonst hatte der musikalische Leiter des Musikvereins, Christian Libera, seine Moderation unter das Motto „Leidenschaft und Hingabe“ gestellt. In der „Twin Ports Ouvertüre“ wird das Vermächtnis des Musiklehrers James Stellmaker gewürdigt, der eine lange und bedeutende Karriere an einer öffentlichen Schule in Duluth, Minnesota, hatte. Sein Ziel war stets, in seinen Schülern die Leidenschaft für die Musik zu wecken, um diese mit voller Hingabe präsentieren zu können. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Hymne „Praise Ye The Lord, the Almighty“ – das berühmte „Lobet den Herren“ – das immer deutlicher erkennbar wird und schließlich in Reinform dieses wunderbare Werk abschließt. Nicht nur die Geistlichkeit war tief beeindruckt!
In der Mitte der ersten Konzerthälfte wurde es laut, was die meisten der mehr als 1.300 Besucher:innen bereits in der Zeitung gelesen hatten: Die Bläserphilharmonie Forchheim verabschiedet sich offiziell von ihrem Chefdirigenten Mathias Wehr. Nach über 13 Jahren höchst erfolgreicher Arbeit in Forchheim wird der Kulturpreisträger der Städte Schwabach, Fürth und Forchheim ab diesem Sommer seine bereits begonnene Karriere als Komponist europaweit weiter vorantreiben. Die berührenden Worte der Konzertmeisterin Lisa Lochner fassten Mathias’ Engagement für „seine“ Bläserphilharmonie noch einmal zusammen und führten dazu, dass er vom Publikum mit lang anhaltendem, stehenden Applaus verabschiedet wurde.
„Give Us This Day“ – die Worte „Gib uns diesen Tag“ stammen natürlich aus dem Vaterunser. Die Inspiration für diese Musik entlehnt der Komponist David Maslanke jedoch dem Buddhismus. Nach seiner Vorstellung ist eine nachhaltige Zukunft unseres Planeten nur möglich, wenn wir als Individuen stets achtsam mit uns selbst umgehen. „Give us this day“ hält genau diese Momente der Achtsamkeit bereit: Im ersten Satz eine tief in sich versunkene Meditation, gefolgt von hochenergetischen Passagen, die schließlich in eine fulminante Variation der Chormelodie „Vater Unser im Himmelreich“ münden.
Noch vor der Pause war der große Moment für den Solo-Tubisten Korbinian Kircheis gekommen! Im Alter von 6 Jahren begann der heute 27-Jährige seine Ausbildung auf der Tuba beim Musikverein Forchheim-Buckenhofen. Er gehörte zu den ersten Bläserklassen, die der Verein kurz zuvor eingeführt hatte, und spielte anschließend im Junior- und Jugendblasorchester. Mit der Übernahme des Taktstocks durch Mathias Wehr wechselte Korbinian 2013 in die BPF. Nach dem Abitur besuchte er die Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg und studiert seitdem an der Musikhochschule München, wo ihm in Kürze die Bachelorprüfung bevorsteht. Familie und Freunde ließen es sich nicht nehmen, nach Bamberg zu kommen, um sein virtuos dargebotenes, launiges Wechselspiel aus Kühnheit und Zielstrebigkeit bei Rodney Newtons „Capriccio für Tuba“ zu erleben.
Mit „Curtain Up“ von Alfred Reed hob sich nach der Pause der imaginäre Vorhang in bester Musiktheater-Manier und kündigte eine zauberhafte zweite Stunde an. Diese bot eine Mischung aus leichtfüßigen, tänzerischen Elementen, melancholischen Balladen und schließlich mitreißender Musik aus dem Welterfolg „The Greatest Showman“.
Der Höhepunkt des Abends war erreicht, als Christian Libera den Musical-Darsteller Daniel Eckert auf die Bühne bat! Seit zehn Jahren steht der in Forchheim geborene und in Berlin lebende Profi in namhaften Musicalproduktionen im deutschsprachigen Raum auf der Bühne. Sein Musicalstudium absolvierte er an der Musik- und Kunst-Privatuniversität Wien und schloss es mit Auszeichnung ab. „Send in the Clowns“ aus Stephen Sondheims „A Little Night Music“ berührt das Publikum mit eindringlichen Melodien.
„Porgy and Bess“ von George Gershwin wurde bei der Uraufführung 1935 noch als „Amerikanische Volksoper“ bezeichnet, markierte aber den Beginn der Musical-Ära vor allem in den USA. Daniel Eckert und die BPF interpretierten das Arrangement von James Barnes wie aus einem Guss. Es ist kaum zu glauben, aber mit nur zwei Proben und einem kurzen Soundcheck am Nachmittag erzielten die jungen Amateure ein so nuanciertes und klangvolles Ergebnis – ein Beweis für die hohe Qualität des Solisten und des gesamten Ensembles.
Dann kam es zum Höhepunkt mit dem Musical „The Greatest Showman“. Neben dem Hauptdarsteller Daniel Eckert (Tenor) bildete ein dreistimmiger Chor aus Claudia Zirnsack (Sopran), Nathalie Bauer (Alt) und Matthias Bätzel (Bariton) die Begleitung. Unterstützt von rhythmischen Pauken und stampfenden Füßen singt Daniel als Zirkus-Visionär seine wilde Entschlossenheit, „The Greatest Show“ in die Manege zu bringen. Im Song „Never Enough“ beklagt Mezzosopranistin Claudia Zirnsack, die sonst im Querflötenregister spielt, mit präziser Stimme ihre Befürchtung, dass ihre Bemühungen, die Sterne vom Himmel zu holen, nie genug sein könnten. „A Million Dreams“ ist wohl das bekannteste Lied des Musicals. Nathalie Bauer, die im Musikverein Forchheim-Buckenhofen für die musikalische Früherziehung zuständig ist, wagte sich an dieses Liebesduett mit Daniel Eckert und meisterte ihren Part ebenso überzeugend wie der Profi. Zum Abschluss sang Daniel „From Now On“ – ein kraftvolles Bekenntnis, alle Fehler der Vergangenheit hinter sich zu lassen und nur noch nach vorne zu schauen. Kaum war der letzte Ton verklungen, sprengte das Publikum förmlich vor Begeisterung die Sitze! Applaus, Bravorufe, Zugaben und mehrfache „Vorhänge“ des begeisterten Gesangsquartetts waren kaum zu bremsen. Als Zugabe legte Mathias Wehr „Rise Like a Phoenix“ auf, den ESC-Siegertitel von Conchita Wurst aus dem Jahr 2014, mit dem die legendäre „Dame mit Vollbart“ Österreich zum Erfolg führte.
Weitere tolle Fotos finden Sie in unserer Bildergalerie.